Fasten, Gebet und Liebe
04.04.2017
Die Muttergottes ruft uns in der Botschaft vom 2. April zu Gebet und der Weitergabe unserer Liebe auf. Die Fastenzeit neigt sich dem Ende zu, kommenden Sonntag beginnt bereits die Karwoche. Wie können wir also das Fasten mit dem Gebet und der Liebe verbinden?
Pater Slavko hat uns dazu interessante Gedanken hinterlassen:
„Bei den Juden und Christen werden Fasten, Gebet und gute Taten oft zusammen erwähnt. Das Gebet steht neben dem Fasten und guten Taten nicht als etwas Unabhängiges, sondern als etwas, was sie im Inneren verbindet. Die vollständigste Auffassung des Gebetes liegt gerade in seiner Verbundenheit mit dem Fasten. Wenn wir uns auch ganz kurz mit den Aussagen und den Definitionen des Gebets beschäftigen, ist es ersichtlich, dass beim Gebet der Schwerpunkt mehr auf dem Zustand des Herzens und der Seele liegt, was auch normal ist, während der Körper als ein Faktor im Gebet oder der mögliche Ausdruck des Gebets weniger erwähnt wird.
Auf die Frage, was Gebet ist, finden wir im Katechismus der Katholischen Kirche die Antwort, bzw. die Definition der heiligen Theresia vom Kinde Jesu: ‚Für mich ist das Gebet ein Aufschwung des Herzens, ein schlichter Blick zum Himmel, ein Ausruf der Dankbarkeit und Liebe inmitten der Prüfung und inmitten der Freude.‘, und vom heiligen Johannes von Damaskus: ‚Das Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott oder eine an Gott gerichtete Bitte um die rechten Güter.‘ Es wird also hauptsächlich das Gespräch mit Gott als die geistige Tat hervorgehoben. (…)
Die Einigkeit des Körpers und der Seele im Gebet zeigt sich gerade im Gebet und Fasten. Das körperliche Fasten macht das Gebet vollständiger. Wer fastet, betet besser und wer betet, fastet leichter. So bleibt das Gebet nicht nur ein Ausdruck oder ein Wort, sondern schließt das ganze menschliche Wesen mit ein. Durch körperliches Fasten gesteht der Mensch Gott und den anderen Menschen zu, dass er nicht allein kann, und dass er Hilfe braucht. Seine Machtlosigkeit erlebt der Mensch leichter beim Fasten; deshalb ist die Seele Gott beim körperlichen Fasten offener. Ohne Fasten bleibt unser Gebetswort ohne eine richtige Grundlage. Im Alten Testament wird erwähnt, dass Gläubige einzeln und gemeinsam in verschiedenen Lebenssituationen gefastet und gebetet haben und immer Hilfe erfahren haben (vgl. Esra 8,21-23; 2 Chr 20,12). Jesus schreibt Fasten und Beten eine besondere Kraft zu, besonders im Kampf gegen die Dämonen (vgl. Mk 9,29). (…)
Das ist offensichtlich, weil man durch Fasten wacher, offener für Gott und das Geistige wird. Aus denselben Gründen ist Fasten mit der Eucharistie verbunden, weil sich der Mensch durch den Verzicht und das zeitweilige Leben mit Brot auf die Begegnung mit dem göttlichen Brot vorbereitet. In der Verbundenheit mit der Eucharistie, der erhabensten Begegnung mit Gott, zeigt sich auf eine besondere Weise, wie positiv Fasten in sich ist und in welchem Maße es uns die Verwirklichung des Hauptzieles des Gebets – der Begegnung des ganzen Menschen mit Gott, dem Erlöser – ermöglicht.
In unserer Zeit ist Gandhi als ein Mensch bekannt, der fastete und betete. Er sagt: ‚Meine Religion lehrt mich, dass man in jeder Not, die man nicht lindern kann, beten und fasten soll!‘
Obwohl es bekannt ist, dass Gandhi aus politischen Gründen gefastet und gebetet hat, glaubte er tief daran, dass nur Gott das Herz und die Vorsätze eines Menschen durch Fasten und Gebet ändern kann, dass durch Fasten und Gebet das Innere eines Menschen gereinigt und von der Schuld befreit wird, und das es zugleich ein Ausdruck der Solidarität mit den leidenden Menschen ist.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass Fasten und Gebet an sich unzertrennbar sind, wie auch der Mensch eine unzertrennbare Ganzheit des Geistes der Seele und des Körpers ist.“
„Schon im Alten Testament wurde betont, dass Fasten und Gebet allein nicht genügen, sondern dass sich ein Gläubiger durch Fasten und Gebet zur Vollbringung guter Taten befähigen muss. Deshalb stehen Fasten, Gebet und gute Taten immer nebeneinander und hängen voneinander ab. Wer betet und fastet wird fähig sein, einzusehen, was er hat, was er benötigt und was er anderen zur Verfügung stellen kann. Es handelt sich also nicht darum, dass den Armen das zur Verfügung gestellt wird, was man durch Fasten nicht verbraucht hat, sondern darum, dass die menschlichen Bedürfnisse auf ein richtiges Maß reduziert werden. Wenn der Mensch nicht fastet und betet, werden sich seine Bedürfnisse ständig vergrößern und er wird sie nicht mehr unter Kontrolle halten können. Je mehr man aber selbst benötigt, umso weniger kann man anderen zur Verfügung stellen. Man versucht uns zu überzeugen, dass wir viele Sachen benötigen, und wenn wir sie nicht besitzen, werden wir nervös, gewalttätig, habgierig, geizig, ungerecht. Besonders heutzutage besteht eine große Gefahr, wenn in Medien, besonders im Fernsehen pausenlos etwas Neues angeboten wird. Um dem Rhythmus der Welt folgen zu können, ist der Mensch gezwungen, immer mehr zu arbeiten, sein Leben zu vergeuden, geistige Werte, die Familie zu vernachlässigen und sogar sein ganzes Leben zu zerstören. In einer solchen Atmosphäre sieht der Mensch weder was er besitzt noch was er braucht, oder was er anderen zur Verfügung stellen kann. Durch das Fasten gewinnt der Mensch eine bessere Einsicht, und so wird sein Verhältnis zum Materiellen geändert. Der Wert von Fasten und Gebet wird gerade an diesem geänderten Verhältnis gemessen, wobei der Mensch den materiellen Dingen nicht mehr hinterherrennt. Das Einfühlungsvermögen für Hilfsbedürftige und die Bereitschaft, anderen zu helfen, werden zum Hauptkriterium beim Fasten und Gebet. Bei demjenigen, der fastet und betet aber in seinem Verantwortungsbewusstsein für andere nicht wächst und nicht willig ist, etwas zu tun, wird der Wert von Fasten und Gebet infrage gestellt. Wer fastet und betet, muss also großzügig, barmherzig, mitfühlend anderen gegenüber werden und in den Armen, Notleidenden und Bedürftigen Christus erkennen und aus Liebe zu Christus, der sich mit jedem von uns, und besonders mit den Armen und Bedürftigen gleichgesetzt hat, für die Menschen alles tun, was er kann.“
Aus: Mit dem Herzen Fasten. (Pater Slavko Barbaric)
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