Es gibt keinen Ersatz für das Fasten
12.12.2016
Allen Christen muss es klar sein, dass alle getauften Menschen, unbesehen ihrer sozialen Stellung, zum Gebet aufgerufen sind. Niemand ist von dieser Verpflichtung ausgenommen, weder der Kranke noch der Gesunde, weder Kinder noch Alte, weder Gebildete noch Ungebildete; niemand ist entschuldigt vom Gebet.
Aber nicht alle sind zum selben Gebet aufgerufen. Zum Beispiel: Ein bettlägeriger Kranker ist niemals aufgefordert, zur Kirche zu gehen und an der Messe teilzunehmen; solch eine Person soll immer ihre Gebete im Bett verrichten. Was die Kinder betrifft, so sind sie nie aufgerufen, wie die Erwachsenen zu beten. Man soll ihnen beibringen, auf eine für die Kinder geeignete Art zu beten.
Dasselbe gilt im Hinblick auf das Fasten. Wir alle sind zum Fasten berufen, Erwachsene wie Kinder, Gesunde wie Kranke.
In den letzten Jahrzehnten ist Fasten nach und nach durch karitative Werke ersetzt worden. Dass wir alle aufgerufen sind, gute Werke zu tun, ist nicht zu leugnen; das ist eines der Kriterien, nach denen wir nach unserem Tod gerichtet werden. (vgl. Mt 25,31-46)
Es ist ebenso wahr, dass Fasten nicht ein Teil dieser guten Werke ist. Vielmehr sind gute Werke die Frucht von Gebet und Fasten. Sie sollen Ausdruck unserer Selbstverleugnung und Buße sein. Fasten hat eine größere und tiefere Bedeutung, die es nötig hat, im folgenden noch weiter spezifiziert dargestellt zu werden.
Um damit zu beginnen, Fasten und Beten haben miteinander kombiniert, eine gemeinsame Charakteristik, die sehr tief geht. Sie sind beide Elemente unseres Christentums, weil sie unsere Beziehung zu Gott und unserem Nächsten vertiefen. Daher sind Gebet und Fasten in besonderer Weise zwei Säulen unseres Glaubenslebens.
Sowohl Reiche wie auch Arme sind angehalten zu fasten. Die Armen müssen fasten, damit sie nicht ganz verbittert werden, weil das Fasten ihnen in einer bestimmten Weise hilft, ihr Herz von der Bürde der Armut zu befreien. Ein armer Mensch braucht einem anderen armen Menschen nicht Geld zu geben. Sein Fasten wird ihm erlauben, seine Armut und Würde anzunehmen und sich dadurch leichter aus dieser Situation zu befreien.
Die Reichen sollten so fasten, dass sie sich nicht selbst fremd werden. Wegen ihres Wohlstandes riskieren sie, sich ihrer eigenen Natur zu entfremden, auch ihren Nächsten und Gott. Fasten wird ihnen helfen, ihre Prioritäten in einer einwandfreien Ordnung zu halten.
Fasten ist eines der Fundamentalprinzipien des christlichen Lebens. Es macht den Gläubigen fähig, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes unter allen Umständen zu leben. Durch das Fasten wird der Wille Gottes klarer erkennbar und man verliert ihn nicht so leicht aus den Augen. So wie das Atmen die fundamentale Funktion des physischen Lebens ist, indem es die anderen Funktionen am Leben erhält, so sind Fasten und Beten die fundamentalen Funktionen des geistigen Lebens.
Aus dem Buch von Pater Slavko Barbaric: FASTEN
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