Auszüge aus der Predigt von Kardinal Schönborn beim Friedensgebet 2019

Auszüge aus der Predigt von Kardinal Schönborn beim Friedensgebet 2019

24.09.2019

Am 19. September 2019 fand im Wiener Stephansdom das Friedensgebet statt. Einer der Höhepunkte war die Feier der Heiligen Messe mit Kardinal Christoph Schönborn und vielen konzelebrierenden Priestern.

Im Tagesevangelium hörten wir einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium, in dem von einer Frau erzählt wird, die während eines Gastmahles zu Jesus kommt und ihm die Füße salbt (Lk 7,36-50). In seiner Predigt ging Kardinal Schönborn auf diese Stelle ein und betonte besonders das große Vertrauen, mit dem die Frau zu Jesus kam. Kardinal Schönborn ermutigte die Gläubigen dazu, sich von Jesus anziehen zu lassen und keine Angst davor zu haben, dass Jesus uns durch und durch kennt.

So sagte Kardinal Schönborn in seiner Predigt im Wiener Stephansdom:

„Jetzt Brüder und Schwestern, fragen wir uns, hier im Angesicht des Herrn und seiner Mutter, wie viele Urteile habe ich in meinem Herzen? Jesus kennt sie. Er kennt unsere Herzen. Wie viele Gedanken der Kritik, Abschätzigkeit, Verachtung, kochen in unserem Herzen auf? Vielleicht wollen wir es gar nicht, aber sie kommen. Was hat diese Frau bewegt sich zu trauen so zu Jesus zu kommen? Da gehört viel Mut dazu, einfach in dieses Haus zu gehen, es war ja bekannt, dass sie Sünderin war. Viele haben mit dem Finger auf sie gezeigt, aber sie traut sich zu Jesus zu kommen. Schwestern und Brüder, traue ich mich zu Jesus zu kommen? Traue ich mich zu ihm zu kommen? Traue ich es mich ihm mein Herz auszuschütten?

Ich hatte einen Beichtvater, einen lieben Mitbruder, er ist schon lange verstorben. Er hat in der Beichte immer gesagt: Weinst du über deine Sünden? Bitte darum, dass du darüber weinen kannst! Diese Frau weint. Aber es waren keine Tränen der Angst, sondern sie hat sich hingezogen gefühlt zu Jesus. Und Jesus hat gesagt, wenn einer zu mir kommt, werde ich ihn nicht wegschicken und wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen. Jesus zieht uns an. Papst Benedikt hat das so schön gesagt: „Die Kirche wächst durch Anziehung. Weil Gott anziehend ist!“ Woher kommt es, dass wir so viel Angst vor Gott haben? Diese Frau, diese Sünderin, war angezogen, hingezogen zu Jesus.

Liebe Brüder und Schwestern, message for you, heute, ist dieses Evangelium: Jesus zieht uns an! Und das möchte ich sagen: Je mehr wir wissen, dass wir arme Sünder sind, desto mehr zieht er uns an. Und ich möchte euch das nicht mit meinen Worten sagen, sondern mit den Worten der heiligen Schwester Faustina. Ich bin auf einen Text gestoßen bei ihr, ein Gespräch, das Jesus ihr ins Herz gelegt hat. Und wenn ich an Medjugorje denke, wie viele Menschen dort, oft zum ersten Mal nach Jahren oder Jahrzehnten beichten – das Wunder von Medjugorje ist sicher die Beichte, weil es die Anziehung Jesu ist! Und so möchte ich euch vorlesen, was Jesus Sr. Faustina gesagt hat:

«Sündige Seele, fürchte Deinen Erlöser nicht. Ich komme als Erster zu dir, denn Ich weiß, dass du aus dir selbst nicht fähig bist, dich zu Mir zu erheben. Kind, fliehe nicht vor deinem Vater, beginne ein Gespräch ganz allein mit deinem Gott der Barmherzigkeit, Der dir selbst Seine Worte der Vergebung sagen und dich mit Seinen Gnaden überschütten will. O wie wertvoll ist Mir deine Seele. Ich habe dich in Meine Hände eingeschrieben und du hast dich mit einer tiefen Wunde in Mein Herz geprägt.»

Was Jesus uns als message for you heute sagt, das hat er dieser Frau gesagt: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben. Was braucht es? Sich anziehen von Jesus! Beim Friedensgebet ist für mich jedes Mal ein ganz besonders bewegender Moment, wenn ich mit dem Allerheiligsten durch die Kirche gehen darf, um den Segen zu geben. Und ich lade euch wirklich ein, im Blick auf diese Frau, die unter Tränen zu Jesus gekommen ist, so ein Vertrauen zu Jesus zu haben. Wir sind so unvorstellbar angenommen und geliebt, deshalb sagt er ihr dann: Geh in Frieden! Geht und bringt den Frieden Christi, den wir heute empfangen. Amen.“

© Foto Gebetsaktion

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