Wir beten und singen für den Frieden in der Welt
24.06.2017
Aus dem Archiv: Gespräch mit Ing. Hubert Liebherr am 24. Juni 2015 in Medjugorje
Heute war der 24. Friedensmarsch in Folge seit 1992. Sie haben mit Pater Slavko den ersten Friedensmarsch organisiert. Können sie uns mehr darüber erzählen?
Genau heute, an diesem Tag vor 24 Jahren war der erste Friedensmarsch. Aber der Gedanke war schon im April 1992 da. Wegen des Krieges in Bosnien und Herzegowina sind fast alle Bewohner von Medjugorje ans Meer gegangen, und hier in Medjugorje waren nur die Soldaten. Es herrschte Ausgangssperre, es gab keinen Strom, es gab kein Telefon. Ich bin mit meinem Freund Axel Weidinger im April 1992 mit dem Privatwagen hierhergekommen. Wir haben einen ganzen Kofferraum voll Schinken für die Einheimischen nach Medjugorje gebracht. Damals haben wir Dragan Kozina, den Kommandanten der Truppen von Medjugorje, getroffen. Er hat uns mit seinem Jeep zur Frontlinie bei der Neretva gebracht. Auf der anderen Seite der Neretva stand die voll ausgerüstete jugoslawische Armee, und auf unserer Seite hatten sie nur ein paar Jagdgewehre, ein paar Schrotflinten und 17 Handgranaten. Das war alles. Wir hatten den Eindruck, hier kämpft David gegen Goliath, und jetzt müssen wir David helfen. Dann haben wir gesagt: Wir haben die größere Kanone, eine, die viel größer ist, nämlich den Rosenkranz. Nun war nur die Frage, wie bringen wir diese Kanone in Stellung, dass sie auch gut schießt und wirkungsvoll ist? Ich habe mit Pater Slavko und Pater Leonard Orec viel diskutiert, wie man so etwas auf die Beine stellen könnte.
Mich interessiert, wie Sie zu diesem Datum 24. Juni gekommen sind?
Es wäre auch die Möglichkeit gewesen, ein anderes Datum zu nehmen. Es war dies der Anfang des Krieges, aber zum Jahrestag sind ja immer auch noch andere Pilger hier, und das passte zusammen. Wir haben uns mit den Sehern, mit Pater Slavko, Pater Leonard und Vertretern der Stadt getroffen. Sie haben uns gesagt: „Ihr seid das lebendige Zeugnis von Medjugorje, ihr kommt zu uns, jetzt zu der Zeit, wo alle anderen gegangen sind.“ Diese Worte waren für uns eine große Unterstützung. Der erste Friedensmarsch wurde so organisiert, dass wir mit ein paar Bussen nach Humac gefahren und von dort zirka 13 Kilometer zu Fuß nach Medjugorje gegangen sind. Das Besondere war, dass die Bevölkerung am Meer war, nur die Männer sind in Medjugorje geblieben. Dieser Friedensmarsch wurde im Fernsehen übertragen. Als die Bevölkerung, die am Meer war, sah, dass Ausländer in einem Friedensmarsch von Humac bis Medjugorje gehen, kehrten sie gleich nach Medjugorje zurück. Und von dem Tag an waren sie wieder im Dorf, in Medjugorje.
Wenn sie vergleichen, wie es am Anfang war und jetzt, den Friedensmarsch heute und damals: Was hat sich verändert?
Es ist sehr viel mehr Ordnung hineingekommen. Wir waren damals viel weniger Teilnehmer. In all diesen Jahren ist der Friedensmarsch immer größer geworden. In den letzten Jahren haben wir sogar begonnen, Lautsprecher zu benutzen. So ist es fast durchgehend möglich, bis nach hinten zu übertragen. Jeder kann jetzt mitbeten und weiß, was gerade gebetet wird. Was aber unendlich schade ist und mir einfach auf dem Herzen liegt: Es sollte eine eucharistische Prozession sein.
Hatten sie damals den Friedensmarsch als Prozession geplant?
Der erste Friedensmarsch war von uns nicht als eucharistische Prozession geplant. Auf der Fähre von Ankona nach Split haben wir die Heilige Messe gefeiert, und da blieben einige konsekrierte Hostien übrig. Ein Priester hatte eine kleine Reisemonstranz bei sich. Dann wurden die Hostien dort hineingegeben. Auf einmal war es also eine eucharistische Prozession, die wir nicht geplant hatten. Der australische Priester – ich habe sein Gesicht noch deutlich vor mir – hatte nachts geträumt, dass es eine eucharistische Prozession wird.
So ist also die eucharistische Prozession entstanden?
Ja, aus eigenem Antrieb hätten wir uns nicht getraut, es so zu machen. Deshalb finde ich es so schade, wenn das Allerheiligste nicht mit uns ist. Das möchte ich auch laut und deutlich dem lieben Herrn Bischof von Mostar sagen. Wir haben doch nichts Unwürdiges gemacht, denn wir beten und singen für den Frieden in der Welt. Für mich ist es erst wieder der richtige Friedensmarsch, wenn das Allerheiligste mit dabei ist.
Können sie uns den heutigen Friedensmarsch beschreiben?
Wir haben uns heute Morgen um sechs Uhr vor dem Kloster Humac versammelt. Nach dem Segen vom Guardian sind wir Richtung Medjugorje losgegangen. Der größte Unterschied war, dass es heute so kühl war wie noch nie zuvor. Aber es war angenehm zu gehen. Wir haben das erste Mal seit 1992 ein paar Regentropfen abbekommen. Es herrschte eine wunderbare Gebetsatmosphäre. Bis zum Abschluss vor der Kirche in Medjugorje wurde gebetet und gesungen. Wir haben alle diese Friedensmärsche der Muttergottes, der Königin des Friedens von Medjugorje aufgeopfert für den Frieden in der Welt. Ich habe das auch meiner Gruppe gesagt. Seit 34 Jahren spricht die Muttergottes über den Frieden, und überall ist Unfriede und Krieg.
Wie können wir das verstehen?
Ich habe es selber noch nicht verstanden. Beim 10. Jahrestag – das war 1991 – sind wir durch drei Etappen zu Fuß von Deutschland nach Medjugorje gekommen: zuerst 1989 bis Salzburg, dann 1990 bis Ljubljana, und die letzte Etappe von Ljubljana bis Medjugorje. Heute dürfen wir dem Himmel so dankbar sein, besonders der Muttergottes. Sie kämpft und sie verteidigt uns wie eine Löwin, und beruft immer wieder neue Menschen, nach Medjugorje zu kommen. Bei jeder Wallfahrt haben wir viele neue Pilger dabei, die noch nie in Medjugorje waren. Die Gospa braucht viele Menschen, die durch Gebet und Opfer helfen, den Frieden zu bewahren. Wir können nur dankbar sein und den Herrn bitten, dass sie noch weitere 34 Jahre kommen darf.
Eine persönliche Frage: Sie haben zwei Leben gelebt. Eines vor ihrer Bekehrung und eines nach der Bekehrung durch Medjugorje. Würde es Ihnen persönlich wehtun, wenn Medjugorje nicht anerkannt wird?
Mein Leben vor der Bekehrung war sehr weltlich geprägt. Ich habe alles gehabt und alles für die Muttergottes aufgegeben. Es gibt so viele Menschen, die es so wie ich gemacht haben und ihr Leben in den Dienst der Muttergottes gestellt haben. Natürlich wäre es für mich persönlich und für viele andere auch erst einmal ein Schlag. Ich würde mich wahrscheinlich einmal ärgern. Aber irgendwann glaube ich, würde die Vernunft siegen. Die katholische Kirche hat das Recht, darüber zu urteilen. Ich hoffe, die Kirche wird die Früchte von Medjugorje erkennen und ein richtiges Urteil abgeben. Aber die Königin des Friedens gibt es überall. Wir haben so viele Marienkapellen in Österreich, Deutschland und auf der ganzen Welt, wo wir Medjugorje leben können.
Was meinen sie: Wird der Papst in nächster Zeit ein Urteil über Medjugorje abgeben?
Es geht um ein übernatürliches Phänomen, und die Erscheinungen dauern noch immer an. Deswegen erwarte ich nicht, dass der Papst jetzt ein endgültiges Urteil abgibt. Aber für uns als Pilgerbegleiter ist es wichtig, dass hier die Heilige Messe gefeiert und der Rosenkranz gebetet wird, und dass die Pastoral in Ordnung ist, sodass jeder Gläubige sich in Medjugorje herzlich willkommen fühlt.
Interview aus der Medjugorje-Zeitschrift Nr. 118. Bestellen Sie jetzt unser Abo!
Foto: (C) Gebetsaktion Medjugorje
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