Gedanken zum Weg durch Kreuz und Leid
24.03.2016
Als Christen sind wir hineingerufen in die Bezogenheit von Kreuz und Erlösung, sind wir als Empfänger, aber auch als Mitbringet des Heiles begnadet. Unser Lebenskreuz soll ergänzen „Was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kol 1,24). Das ist uns in Gottes Plan zugedacht in allem menschlichen Leid, das ja oft nichts anderes ist als die Konsequenz aus der menschlichen Natur. Durch die Gemeinschaft mit Christus wir auch unser Leben zu einem Weg „durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“, wie eine liturgische Ovation uns zu beten einlädt. Das alles schwingt in dem oft zitierten Jesuswort mit „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mit nach.“ (Mt 16,25). Gedanklich beweisen wie eine mathematische Formel lassen sich die Zusammenhänge nicht. Hier liegt eines der unergründlichen Geheimnisse vor, die Gottes Weisheit und Gottes Liebe zu uns, aber auch des Menschen Würde und Verantwortung spiegeln. Diese christliche Sicht macht das Leid der Welt transparent hin auf die Erlösung und auf die letzte Vollendung des Menschen. Sie „transzendentiert“ alles Leid. Wer im Glauben daran gefestigt ist, der wird auch im tiefstem Leid nicht irre an Gott, er findet ihn vielmehr gerade auch darin, selbst wenn er den Trost seiner Nähe nicht spürt.
Nirgendwo wird die harte Realität, auch auch der tiefe Sinngehalt eines menschlichen Leidensweges deutlicher, als im Kreuzweg Christi. Fast alle Pilger in Medjugorje beten den steilen Pfad zum Krizevac hinauf. Sie halten bei jeder Station inne, schauen zum Bild des Kreuztragenden auf und überdenken und überbeten das Leid des Herren, aber auch eigenes und fremdes Leid. Viele Medjugorjepilger haben mir gesagt, dass sie nirgend anderswo so ergriffen gewesen seinen vom vielfachen Leid, dass sie sich aber auch noch nie so gestärkt und willens allem Leid gegenüber erfahren hätten wie in Medjugorje. Als die Seherin Mirjana einmal gefragt wurde: „Was würdest du den Pilgern raten zu tun, wenn sie das erste Mal nach Medjugorje kommen, damit sie das Geschehen in Medjugorje besser aufnehmen können?“ , sagte sie: „Ich rate jedem, er soll auf den Kreuzberg gehen. Es ist ein sehr starkes Erlebnis. Wenn man im Herz und Seele auf den Kreuzberg geht, erlebt man wirklich den Kreuzweg Jesu. Man erlebt wirklich den Glauben.“
Das Gebet des Kreuzweges spricht unmittelbar an. Hier kommt der eigenen Lebenssituation und dem eigenen Sehnen so viel entgegen. Wie viel verborgenes Leid tragen doch viele mit sich! Aus dem Kreuzwegbeten erwächst ihnen dafür Sinndeutung und die Kraft zu tragen. Die Mühsal des Aufstieges von Station zu Station, mitunter in drückender Hitze zu bewältigen, lässt Parallelität mit der Mühe bei der Bewältigung der eigenen Lebensaufgaben erspüren.
Gott ist mit uns. So vieles ist einsichtig: dass es kein sinnloses Kreuz geben kann; dass jeder auf die Hilfe anderer angewiesen ist, wie auch Jesus auf dem Kreuzweg Hilfe gebraucht hat; wie notwendig es daher ist, für andere Helfer zu sein. Ohne Schuld, gegen jeden Rechtsempfinden verurteilt , musste Jesus sein Kreuz auf sich nehmen, dass in seiner Sinndeutigkeit als „mein Kreuz“ zu erkennen ist. In dieser Erkenntnis geht einem auf, dass ein Leid eben nicht nur den betrifft, der damit direkt zu tun hat, sondern dass es sich in seiner Auswirkung auch auf andere erstreckt. Selbst aus dem tiefsten Leid, das über einen kommen kann, aus der quälenden Dunkelheit des Gefühles der Gottverlassenheit, noch dazu in der Todesstunde, weist der Menschensohn am Kreuz den Weg im Vertrauen in die Liebe des Vater, in dessen Hände er sich und sein Geschick legt. Solch Einsicht öffnen den Weg, Gott selbst zu erfahren. Als ein Geschenk für den, der in seiner Hingabe an Gott auch dort, wo dieser ganz fern zu sein scheint, für ihn offen geblieben ist. Gotteserfahrung ist auch im Leid nicht Ergebnis menschlichen Verhalten, sie bleibt immer Geschenkt.
Aus dem Buch „Gotteserfahrung“ von Dr. Kurt Knotzinger
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